franz
joseph haydn (1732-1809) - sinfonien no. 6 d-dur "le matin"/no. 7
c-dur "le midi"/no. 8 g- dur "le soir".
komponisten wie beethoven und bruckner haben die form der sinfonie im 19. jahrhundert
zum epischen ausrufezeichen der instrumentalmusik gemacht. sey es die wucht
der beethovenschen fünften oder die raumnehmende brucknersche fünfte,
die sinfonie galt zur mitte des romantischen jahrhunderts als die kompositorische
herausforderung der gigantomanen. angefangen hat die geschichte dieser kunstform
in eyner viel filigraneren arth und weise. joseph haydn, eyner der ersten schöpffer
von sinfonien, zeigt in seynen tageszeiten-sinfonien no. 6-8, wie souverän
er sich in diesem metier bewegt. dabey erscheynen diese frühen sinfonien
weniger episch als vielmehr wie zierliche kleine miniaturen, landschaftsstudien
und stimmungsbilder.
schon die sinfonie no. 6, entstanden 1761 nach dem wechsel des meysters an den
hof derer von esterházy, überrascht durch sehr explizite soloparts
der bläserinstrumente, die sehr charakteristisch, fast etwas stolziererisch
anmuthen. und haydn hatte recht: am hof von paul anton esterházy fand
der komponist ausgezeichnete instrumentalisten vor, mit denen er sich eyne solche
präsentation von soloparts erlauben konnte. die drey sinfonien dienten
dem noch jungen haydn sozusagen als referenz seynes könnens bey seynem
neuen arbeitgeber. die untertitel der drey sinfonien gehen erst auf eyne interpretation
esterházys zurück.
schon das adagio, eyner der musikalischen sonnenaufgänge, für die
haydn heute noch berühmt ist, zeigt die virtuosität des künstlers.
in den folgenden abschnitten der sinfonie zeigen sich schon charakteristika,
die für den späten haydn so bezeichnend werden sollten: die exzellente
ausführung von haupt- und nebenthema im ersten satz in verbindung mit eyner
vielzahl von eleganten soli, die flöte etwa im plätschernden echospiel
mit eynem kapriziösen fagott. hier erscheynt auch haydns berühmter
humor, welcher ihn veranlasst, durch das auf und ab der figuren eyne übungsstunde
seynes violinisten luigi tomasini nachzuzeichnen.
die no. 7, die den mittag im haydnschen tageszeiten-rahmen bezeichnet, wirckt,
gemessen an der 6, erstaunlich opernhaft und etwas althertümlich. schon
das einführende adagio lässt den hörer an eyne etwa händelsche
opernovertüre denken. der ganze aufbau der sinfonie ist rhythmischer und
lebhaffter, die stimmung des morgen wird ausgezeichnet in die stimmung des mittags
weiterentwickelt.
erinnerte der beginn der no. 6 mit seyner morgenstimmung an seyn oratorium die
schöpfung, so finden sich in der no. 8 der abend etliche kompositorische
ideen, die haydn später in seynem oratorium "die vier jahreszeiten"
weiterverwerten wird. man nennt die no. 8 gern la tempesta, denn sie schliesst
in eynem stürmischen presto. auch sonst klingt diese sinfonie im vergleich
zu ihren schwestern deutlich düsterer, allerdings auch weitaus moderner.
das werck ist weniger verspielt, wirckt geradliniger und auch etwas ernster.
die barocken anleihen sind breiten orchestralen einsätzen gewichen, welche
schon deutlich in richtung der wiener klassik weisen.
in den drey tageszeiten-sinfonien als haydns wichtigem frühwerck wird einmal
mehr deutlich, in welch wunderbarer weise, mit welcher leichtikeyt der meyster
eyne musikalische form in über hundert immer wieder verschiedenen figuren
definiert und weiterentwickelt hat.
franz joseph haydn (1732-1809) - sinfonien no. 6 d-dur "le matin"/no.
7 c-dur "le midi"/no. 8 g-dur "le soir"